Den Umstieg auf das kostenfreie OS X Upgrade „Mavericks“ bin ich erst ca. drei Monate nach Erscheinen von Apples neuem Betriebssystem angegangen. Im Arbeitsalltag wollte ich nicht auf meine gut funktionierende Umgebung unter OS X Lion verzichten und mich nicht mit eventuellen Kinderkrankheiten eines neuen System-Releases herumschlagen. Erst im Winterurlaub mit etwas mehr Ruhe habe ich mit mit Mavericks beschäftigt, als ich einen neuen MacBook Pro mit bereits vorinstalliertem Mavericks bekam.
Ich entschied mich für eine Datenmigration mit dem Migrationsassistenten, der Bestandteil von Apples Betriebssystem ist. Hierfür muss man den Migrationsassistenten auf dem alten Mac starten und im Installationsmenü des neuen Systems die Migrationsoption wählen. Der Umzug aller Daten erfolgte per WLAN und dementsprechend lang, ca. 12 Stunden dauerte es. Aber es waren auch knapp 500 GB. Über Nacht war alles fertig. Als Resultat hatte ich meine alte Arbeitsumgebung auf meinem neuen Mac. Im ersten Moment erschien mir das als tolle Sache!
Performance-Probleme
Allerdings bemerkte ich im weiteren Verlauf meiner Arbeit unter Mavericks gewisse Probleme. Es fühlte sich teilweise einfach nur langsam an. Besonders nach dem Aufwachen aus dem Ruhezustand laggte das gesamte System, also es kam zu Hängern wenn wir es mal auf deutsch sagen wollen. Beim Scrollen auf langen Webseiten kam es zu Unterbrechungen, das Dock reagierte träge ebenso wie das Wechseln zwischen Applikationen. Es half nur ein Neustart, was aber keine dauerhafte Lösung ist. Schließlich benutze ich einen Mac, um meinen Computer nicht ständig neu starten zu müssen, wie ich das von einem anderen OS gewöhnt bin.
Letzten Freitag hing sich dann mein Mavericks nach dem Wakeup aus dem Standby komplett auf. Ich musste einen Hardreset durchführen, doch der erhoffte Neustart blieb aus. Das System blieb einfach im grauen Startbildschirm mit dem Apple Logo und dem Ladekreis stehen. Daraufhin startete ich mit gedrücktem Cmd+R neu, um in den Wiederherstellungsassistenten zu gelangen. Nach Blick ins Festplattendienstprogramm erschien es mir so, als sei die Platte leer. Und tatsächlich landete ich nach erneutem Start auch im Menü für die Erstinstallation. Heilige Mutter aller Bits und Bytes, was war hier los?
Mein Puls blieb erstaunlich ruhig. Schließlich musste ich mich in meinen vergangenen knapp vier Jahren als Mac-User kein einziges Mal mit solchen Problemen herumschlagen und war guter Hoffnung auch diesen Fall zu überstehen. Wofür habe ich schließlich eine neue Time Capsule, dachte ich mir, bootete wieder mit Cmd+R und stieß eine Wiederherstellung per Time Machine-Backup zum Systemstand von vor zwei Tagen an. Veranschlagte Zeit waren wieder ca. 12 Stunden, aber ok, das ist akzeptabel, wenn ich danach wieder mein System haben würde. Am nächsten Tag begrüßte mich mein MacBook dann auch wieder mit meinem gewohnten User-Login Bildschirm und mein System war wieder da, mit allen Programme inklusive ihrer Einstellungen, perfekt! Was mir direkt auffiel: Es war viel mehr Plattenplatz frei, als nach der Datenmigration von meinem alten System. Außerdem lief mein System jetzt merklich schneller.
Das bestätigte, was ich bereits vorher in einigen Support-Foren gelesen hatte. Wenn man Performance-Probleme erlebt, sollte man Mavericks komplett neu installieren. Dadurch wird einiges an Altlasten, wie z.B. veraltete Treiber, die man noch von Lion oder noch älteren Vorgängern herumschleppt, entsorgt und das System entschlackt. Ein Aufwand, der sich langfristig lohnen wird!
Langsamer Google Chrome
Ich bin aber noch auf weitere Probleme gestoßen, die ich mir nicht erklären konnte und die im Nachgang betrachtet nicht unbedingt etwas mit Mavericks zu tun hatten. Ich arbeite täglich mit Googles Browser Chrome. Seit einiger Zeit allerdings verhielt er sich sehr träge unter Mac OS, auch schon unter Lion. Der Seitenaufbau von unterschiedlichen Seiten dauert teilweise über zehn Sekunden. Im Safari hingegen wurden diese Seite so schnell wie immer geladen. Das Deaktivieren aller Plugins per chrome://plugins und die komplette Neuinstallation von Chrome halfen nicht.
Glücklicherweise stieß ich auf ein Thema in einem Apple-Support Forum, wo User vom gleichen Problem berichteten. Hier ging es darum, dass alle mit einem externen 27 Zoll Monitor arbeiteten. Da klingelte es bei mir, denn auch ich hatte mir kürzlich einen zugelegt. Es stellte sich heraus, dass Chrome sich so langsam verhält, wenn der Monitor mit einer Wiederholrate von 29,9 Hertz arbeitet. Wenn ich es auf 60 Hz (NTSC) schaltete, verhielt sich Chrome wieder so schnell wie gewohnt. Da alle anderen Browser dieses Verhalten nicht aufzeigen, vermute ich das Problem hier bei Chrome und hoffe, dass die Entwickler dazu bald Abhilfe schaffen. Denn ohne den Tipp aus dem Forum, wäre ich niemals auf die Bildschirm-Wiederholrate gekommen.
Nicht erkannte Peripherie
Ein weiteres sehr skuriles Phänomen erlebte ich mit meiner Logitech K750 Tastatur für Mac. Unter Mavericks wurde der Logitech Unifying-Empfänger am USB Port nicht erkannt. Auch hier war wieder ein Zusammenhang mit dem externen Monitor der Grund. Als ich meinen per Mini-Displayport auf Displayport Adapter verbundenen externen Monitor entfernte, konnte der Logitech USB Adapter erkannt und die K750 eingerichtet werden. Danach konnte ich die Tastatur auch wieder mit verbundenem Monitor verwenden. Sehr merkwürdig!
Fazit
Nach meinen ersten Wochen Mavericks Erfahrung kann ich sagen, dass ich mit einigen Tücken zu kämpfen hatte. Es lohnt sich, eine frische Neuinstallation von Mavericks durchzuführen und die Programme und Einstellungen statt mit Datenmigration lieber per Time Machine Backup vom alten System zu übernehmen. Wenn man auf Probleme mit Peripherie-Geräten stößt, sollte man diese erstmal ohne verbundenen externen Monitor einrichten und immer die neuesten Treiber für Mac OS X 10.9.x verwenden.
Nach den beschriebenen Maßnahmen läuft mein System unter OS X Mavericks wieder stabil und gefühlt sehr schnell.
Wer mit weiteren Problemen zu kämpfen hatte, darf diese gerne als Kommentar und am besten mit Lösung teilen 😉
Update 20.1.2014
Leider hat sich herausgestellt, dass nach dem Aufwachen aus längerer Standby-Zeit (ca. 18 Stunden), das Lagging immer noch auftritt. Das Beenden aller Applikationen bewirkte keine Besserung. Beim Blick in die Aktivitätsanzeige fiel mir auf, dass der Prozess WindowServer auffällig viel CPU-Last erzeugte, immer zwischen 50 und 60 Prozent. Der Prozess WindowServer ist für die Darstellung der Benutzeroberfläche von Mac OS zuständig, was in meinem Fall auch passt. Denn die gesamte Benutzeroberfläche verhält sich träge. Beim Scrollen per Maus oder TrackPad bekomme ich erst nach einigen Sekunden Feedback, Applikationen reagieren verzögert ebenso wie das Dock.
Aktuell habe ich nur eine Abhilfe neben dem Neustart, nämlich den Prozess WindowServer sofort zu beenden (per Klick auf die Schaltfläche „Prozess sofort beenden“). Das bewirkt ein Beenden der Benutzeroberfläche und ich lande auf dem Login-Bildschirm, man sollte also seine Arbeit vorher sichern!
Nach erneutem Login, verhält sich Mavericks wieder so schnell wie immer und der WindowServer Prozess bleibt im einstelligen CPU-Auslastungsbereich. Eine dauerhafte Lösung ist das aber nicht. Ich möchte nach dem Start aus dem Ruhestand wie gewohnt weiter arbeiten können. Ich hoffe, dass ich hierfür bald den wahren Grund herausfinde, oder, falls es ein Bug im System sein sollte, dieser bald gefixt wird.
Update 19.1.2015
Das beschrieben Problem existiert auch noch unter Mac OS Yosemite… 🙁